macht hatten. Diese Eliteschule zog auch Schüler gutbetuchter Eltern aus anderen Teilen Hessens an.
Eine enge Freundschaft verband Volckmar mit dem etwas jüngeren Franz Dingelstedt, dessen Tagebücher das Museum bis heute aufbewahrt. Ein Blick in diese Aufzeichnungen entführt den Leser in ein beschaulich anmutendes Milieu des Biedermeiers. Dingelstedt erhielt regelmäßig Gesangsunterricht bei Adam Valentin Volckmar, mit dem Sohn spielte der 11jährige auf dem Kirchplatz Fangen, feierte Geburtstage, besuchte Theater- und Artistenvorführungen im Reithaus in der Klosterstraße oder erkundete die Höhenzüge des Wesergebirges und des Taubenberges. Auch später, als junge Erwachsene, als beide eine Zeit lang in Kassel als Lehrer unterrichteten, blieb der Umgang freundschaftlich vertraut.
Später allerdings verlieren sich die Gemeinsamkeiten, im Nachlass Dingelstedts sind keine Briefe von Volckmar oder an ihn erhalten und auch eine Erwähnung findet sich nirgends, obwohl beide bis in die 1850er Jahre noch in regelmäßigem Kontakt mit ihrem gemeinsamen Freund Franz Liszt standen. Die Charaktere Dingelstedts und Volckmars waren auch unterschiedlicher kaum denkbar. Während Dingelstedt als extrovertierter Lebemann und brillanter Wortkünstler mit gewagten Bühneninszenierungen in ganz Deutschland für Aufsehen sorgte und den Ruhm genoss, war Volckmar ein nachdenklicher und gottesfürchtiger Protestant, der seinem eigenen Ehrgeiz auch Grenzen setzte.
Bereits als Gymnasiast gewann Volckmar - viel beneidet - das Herz der begehrtesten Rintelner Schönheit, Amalie Kröner, einer Schwester des späteren Jagdmalers. Sie folgte ihm nach Kassel, wo er eine Anstellung als Musiklehrer am Landschulseminar fand. Hier in der hessischen Residenz, schloss er Freundschaften mit bedeutenden Musikern wie Louis Spohr und Franz Liszt, die ihn in den folgenden Jahrzehnten mit der großen Welt der Musik verbanden.
Denn als das Seminar 1835 nach Homberg verlegt wurde, folgte er seiner Schule in die niederhessische Provinz. Der dort sehr be
grenzte Wirkungskreis, aber auch sein Familiensinn und seine unverkennbare Neigung zum Lehrberuf verschlossen den Weg zu einer Musikerkarriere im deutschen oder europäischen Maßstab. Volckmar beschied sich weitgehend mit einem Leben in der künstlerischen Eremitage, und galt doch - nicht zuletzt wegen verschiedener Konzertreisen - auch in dieser Isolation als gefragte Kapazität. Als ausgezeichneter Musiker, als Komponist und Musikdidakt mit zahlreichen Veröffentlichungen, darunter der legendären „Orgelschule", machte er auch von hier aus von sich reden. Die Produktivität Volckmars war bemerkenswert. Nicht weniger als 650 Werke verzeichnete sein Arbeitsbuch. Die große Nachfrage nach seinen Kompositionen und Lehrbüchern wirkten sich auch finanziell aus. Sie ermöglichten ihm bald ein Leben in gehobenem, bürgerlichem Wohlstand.
Zahlreich waren die Ehrungen, die Volckmar im Laufe der Jahre zuteil wurden. 1846 zeichnete ihn die Universität Marburg mit dem Ehrendoktortitel aus, ab 1868 führte er den Titel eines Königlichen Musikdirektors und im selben Jahr überbrachte ihm Franz Liszt den Titel eines Honorar-Professors der Academia St. Caecilia in Rom. Unter einer ganzen Reihe verschiedener Orden und Verdienstkreuze trat der „Rote Adlerorden" hervor, den ihm Kaiser Wilhelm 1. 1878 bei der Gelegenheit eines Manöverbesuchs in Hessen verlieh. Die entsprechende, am Revers getragene Bandschnalle als unauffälliges Ehrenzeichen ist auf dem Gemälde zu sehen. Wenige Monate nach seiner festlich, im Kreise seiner Familie begangenen Goldenen Hochzeit starb Wilhelm Volkmar nach kurzer, schwerer Krankheit am Morgen des 27. August 1887 im Alter von 75 Jahren. Ein „nicht enden wollender Zug aufrichtig Trauernder", so heißt es in einer Biographie, begleitete den Sarg. Das Seminar trug den bedeutendsten seiner Lehrer zu Grabe.
So sehr Volckmar auch in Homberg verwachsen war, so sehr auch die Stadt ihn in Ehren hielt und bis heute durch die Benennung einer Straße die Erinnerung an ihn wachgehalten hat, seine eigentliche Heimat, das Rintelner Wesertal ließ ihn zeitlebens nicht los. In sei-