streicht die Verpflichtung des Vereins, für die Pflege der Objekte weiter Sorge zu tragen. Zugleich muss der VHG immer auch die Kraft haben, sich neu zu orientieren und an moderne Formen anzupassen, um historische Inhalte, Fragestellungen und Erkenntnisse zu transportieren. Auch für unseren VHG gilt, was der Ulmer Stadtarchivdirektor Hans Eugen Specker 1992 zur 150. Wiederkehr der Gründung des
,Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben' schrieb: „... auch ein historischer Verein lebt nicht vom Rückblick allein, er muß sich den Anforderungen seiner Zeit stellen und ... für die Zukunft planen."
Jörg Westerburg, ZV Kassel
Ein historischer Verein blickt in die Zukunft
Der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde wird 175 Jahre alt - ein stattliches, ein stolzes Alter! Damit gehört er zu den ältesten Geschichtsvereinen in Deutschland. Seine lange Geschichte wird in diesem Jahr Thema von Publikationen, Festvorträgen und Feierlichkeiten sein. Rückblicke aber sind dazu da, ja müssen dazu genutzt werden, Konzeptionen für die Zukunft zu entwickeln: Wir sollten daher auch einen Blick nach vorn richten - wie wird es, wie kann es mit dem VHG weitergehen? Wie können wir heute Grundlagen für eine konstruktive künftige Arbeit schaffen, welche Potentiale lassen sich für die nächsten Jahrzehnte mobilisieren?
Ein Interesse an Geschichte wird bei vielen Menschen oft erst mit zunehmendem Alter entwickelt - Ausdruck des Zuwachses an Wissen, Erfahrung und Reflexionsvermögen, die mittel-, ja oft langfristigen Folgen heutiger Entscheidungen besser abschätzen zu können. Dieses Interesse älterer Menschen an der Geschichte spiegelt sich wunderbar auch in der Mitgliederschaft unseres Vereins wieder. Sollten wir hier nicht das Wissen um die Notwendigkeit und ein Reflexionsvermögen dafür finden, heute die Entscheidungen für positive künftige Entwicklungen des VHG treffen zu müssen? Wir setzen darauf, dass sich ein breiter Konsens unter den Mitgliedern finden lässt, heute Anregungen und Entscheidungen zu treffen, die einen mitgliederstarken und innovativen Verein auch für die Zukunft sichern helfen.
Dies bedeutet vor allem, Interesse für die Geschichte bei jungen Menschen zu wecken. Es gibt sie ja, die geschichtlich Interessierten unter den Jüngeren, zumal das Interesse an der Vergangenheit und auch an der Geschichte des
Ortes oder der Region, aus der man stammt oder in der man lebt, in den letzten Jahrzehnten wieder wächst. Gut besuchte, ja dem Ansturm kaum gewachsene Ausstellungen zu historischen Ereignissen oder Themen und die Popularisierung der Geschichte im Fernsehen zeigen dies ganz deutlich! Und sie finden, wenn Angebot und Motivation stimmen, durchaus den Weg in Geschichtsvereine und Geschichtswerkstätten, gründen lokalgeschichtliche Arbeitskreise und gehen auf Spurensuche vor Ort.
Der Marburger Zweigverein, einer der mitgliederstärksten im VHG, hat zahlreiche jüngere Mitglieder und bemüht sich auch um sie. Das hat gewiss damit zu tun, dass die PhilippsUniversität und eines der drei Hessischen Staatsarchive zu seinem Einzugsbereich zählen: Lehrende der Universität und auch die jüngeren Kollegen des Staatsarchivs und anderer Marburger Archive sind Vereinsmitglieder, arbeiten aktiv im Vorstand und am Veranstaltungsangebot mit. Wenn auch, gemessen an den hohen Studierendenzahlen, nur wenige Studenten der Geschichte, der Europäischen Ethnologie, der Kunstgeschichte und anderer verwandter Fächer die Vorträge des Vereins zu besuchen, entwikkeln viele ein Interesse in der Phase eigener intensiver Forschungsarbeit: mit der Examensarbeit, die dazu herausfordert, sich in Diskursen zu üben und zu verorten, aber auch, ihre Ergebnisse mitzuteilen. So gelingt es denn auch häufig, Absolventinnen und Absolventen mit Themen aus der hessischen Geschichte und Landeskunde als Referenten zu gewinnen. Die Vereinsmitglieder erfahren damit zeitnah von neuen Forschungsergebnissen, wie im letzten Jahr z. B. vom Marburger Schloss oder den Grabungen an der Elisabethkirche und anders-
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