Anfragen. Das Stadtarchiv wird auch in Organisation und Durchführung des Stadtjubiläums
2013 eingebunden sein, wenn Kassel das 1100. Jubiläum seiner Ersterwähnung feiert.
Jörg Westerburg, ZV Kassel
Alfred Höck zum Gedenken
Am 9. November 2008 ist Dr. h.c. Alfred Höck, Ehrenmitglied des VHG, im Alter von 87 Jahren in Marburg verstorben. Viele Exkursionen und Vorträge sind ihm zu verdanken, und für den Marburger Zweigverein betreute er lange Jahre als Kustos die umfangreichen Sammlungen des Vereins im Universitätsmuseum. Schon einen seiner ersten Aufsätze gab er 1960 zur Publikation an die ZHG - einen Beitrag über eisenbeschlagene Holzspaten in Hessen, Reverenz an Karl Rumpf, den er als Freund und Mentor schätzte; ihm widmete er, ebenfalls 1960, eine kleine biobibliographische Würdigung in der Beilage Hessenland. Manche Aufsätze und Mitteilungen aus seiner Feder sind seitdem in der ZHG erschienen - über Tiroler Bauhandwerker in Hessen (1961), über Totenlaternen und Lichthäuschen (1962), über die Landschaftsbezeichnung „Schwalm" (1963), über Tage- und Hausbücher, Inventare, Auswandererbriefe, Töpfer und Ziegler.
Eine Auswahl seiner wichtigsten Beiträge ist vom VHG zu seinem 75. Geburtstag zusammengestellt worden (Hessen - Land und Leute. Ausgewählte Beiträge zur Landes- und Volkskunde, hrsg. von S. Becker und H.-P. Lachmann, Marburg 1996, darin auch ein Verzeichnis seiner Lehrveranstaltungen und Veröffentlichungen). Er schätzte die kleine Form der Mitteilung, der Miszelle, des kleinen, aber doch ungemein dichten, quellengesättigten Beitrags, exzerpiert in vielen Stunden unermüdlicher Archivrecherche. Und doch hat er sich nie in den Akten vergraben, sondern den wachen, interessierten Blick bewahrt für die Menschen und ihre Arbeit, ihre Häuser und Höfe, für die Blumen am Wegrand wie für die Landschaften des Hessenlandes und der Tiroler Täler, in die ihn zusammen mit seiner Frau Cornelia manche Urlaubsreise führte, freilich meist auch auf den Spuren der Tiroler Wanderarbeiter oder
der Imster Vogelhändler, und immer aufgeschlossen für die Menschen mit ihrer Sprache, ihren Erinnerungen und Erzählungen. Die sonnigen Gefilde Italiens liebte er, auch hier vermittelt über die Sprache, über die Reiseeindrücke Goethes (dem er einen wunderbaren Beitrag über den Piniensprössling in Angelikas Garten widmete) und im lebendigen Austausch mit den Remigranten, die einmal als „Gastarbeiter" in Hessen gelebt hatten. Italienisch - das beherrschte er fließend, war ihm diese liebgewonnene Sprache doch nicht nur Mittel der Kommunikation, sondern auch moderner Nachklang der Antike, des Lateinischen, das er einmal für seinen beruflichen Weg gewählt hatte.
Geboren am 9.3.1921 in Sindersfeld nahe der Amöneburg, wuchs er als Lehrersohn im alten Schulhaus von Anzefahr auf. Den Zweiten Weltkrieg erlebte und überlebte er mit schwerster Verwundung im Kessel von Stalingrad, traumatische Erfahrungen, die ihn gerade in den letzten Jahren noch tief bewegt haben, die ihm auch Motivation für eine zutiefst pazifistische Einstellung waren. Nach Studium und Staatsexamen lehrte er zunächst an der Volksschule in Sindersfeld sowie an höheren Schulen in Amöneburg und Fulda, danach Deutsch und Latein am Gymnasium Philippinum und an der Elisabethschule in Marburg. 1961 trat er in den Hochschuldienst; bis zu seiner Pensionierung 1984 lehrte und forschte er am Institut für Europäische Ethnologie der Philipps-Universität. Der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie zeichnete ihn 1986 mit der Ehrendoktorwürde aus, der VHG und die Hessische Vereinigung für Volkskunde, deren Vorstand er viele Jahre angehörte und deren Zeitschrift er etliche Jahre redigiert hat, ernannten ihn zum Ehrenmitglied.
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