zeichnete. Deshalb sind die durch Schildmauer und Bergfried geschützten mittelalterlichen Höhenburgen in Spornlage noch intakt.
Die Auftragsarbeit ist nicht nur künstlerisches Produkt und Zeugnis für eine zeitspezifische Wahrnehmung von Landschaften und Bauten, sondern auch Ausdruck einer systematischen Erfassung von Herrschaftsraum. Die Tafeln zeigen die kartographischen Möglichkeiten, ein Territorium abzubilden; sie verknüpfen vermessungstechnische Präzision mit Wissen um politische und historische Verhältnisse. Jenseits ihres künstlerischen Werts besitzen sie eine große wissenschaftliche Bedeutung für die Landeskunde Hessens und des Mittelrheins, insbesondere für die Flurnamenforschung sowie die Lokal- und Baugeschichte. Sie enthüllen auch, wie die geographische und historische Wissensvermittlung funktionierte, wie Dilich historische Situationen (wie etwa die Größe des hessischen Landgrafenhauses oder das Germanentum) ins Bild setzte

 

Schloss Hohenstein (Kassel, UB-LMB, 2° Ms. Hass 679, Bl. 19): Aufriss, Nordostansicht. Die um 1200 erbaute dreieckige Kernburg ruhte auf einem 10 m hohen, nach Norden steil abfallenden Schieferfelsgrat. Graf Wilhelm II. von Katzenelnbogen hatte Mitte des 14. Jahrhunderts eine Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden und einer zweiten Schildmauer anlegen lassen. Vier Aufrisse und ein Grundriss zeigen die verschiedenen Außenansichten sowie durch aufklappbare Elemente auch das Burginnere. Die vorliegende Nordostansicht zeigt – von links nach rechts – den Turm mit offener Wehrplatte, die schießschartenbewehrte Schildmauer der Vorburg, die Wirtschaftsgebäude mit Fruchtspeicher, Stallungen und Kornboden, den zentralen Bergfried, den Palas mit dem Großen Saal sowie ganz rechts die Fachwerkbauten mit den herrschaftlichen Gemächern. Der enge Raum wurde vielseitig genutzt: Der rechte Zwinger wurde ein Lustgarten, als die aufkommenden Feuerwaffen neue Verteidigungsstrategien erforderten.

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