Aus den Zweigvereinen

 

Betrachtungen bei der Mitgliederwerbung

 

Dass die Zweigvereine unter den jüngeren Jahrgängen Mitglieder gewinnen, wird immer seltener. Anschreiben an die Lehrkräfte der ortsansässigen Schulen mit dem Hinweis, ihren Schülern die Lokal- und Regionalgeschichte mit Unterstützung eines Geschichtsvereins nahebringen zu können, fruchteten bisher wenig. Vor 40 Jahren siedelten sich z. B. die Lehrer der großen additiven Gesamtschule und der stark angewachsenen Kreisberufsschule noch in Witzenhausen an, bauten hier ihre Häuser, waren verheiratet und bekamen Kinder, blieben also bis auf wenige Ausnahmen in der Gemeinde des Schulstandortes und traten den Vereinen bei, wurden auch von den Kollegen, die Mitglieder waren, angeworben.
Heute besteht der größte Teil der Kollegien aus „Auswärtigen“, die zum Teil weite Anfahrten von ihrem Wohnort zum Arbeitsplatz in Kauf nehmen, um in ihren alten sozialen Beziehungen zu bleiben. Sie kennen oftmals das Umfeld, auch die Umgebung ihres Arbeitsplatzes nicht und bemühen sich auch nicht, die Geschichte ihrer Schule oder der Herkunftsorte ihrer Schüler kennenzulernen.
Die Schulmeister als Dorfchronisten gibt es schon lange nicht mehr. Deren Arbeiten genügten mitunter historisch-wissenschaftlichen Ansprüchen nicht. Aber sie haben vieles bewahrt, gesammelt und aufgezeichnet.
Seit geraumer Zeit werden in den Gemeinden zunehmend Dorfchroniken erstellt, zumeist anlässlich einer Jahrfeier zur Ersterwähnung des Ortes in Urkunden. Langjährige eifrige Sammelarbeit engagierter Bürger führt zu recht umfangreichen, kostspieligen Büchern, die dann auch verkauft werden wollen. Deshalb überwiegen darin mitunter der Bildteil und die Wiedergabe von Erlebnissen und Anekdoten von Zeitzeugen, denn die Bewohner, d. h. die potentiellen Käufer, sollen sich in Wort und Bild wiederfinden.
So kommen die ältere Geschichte des Ortes und die Einbettung in die überregionale Historie trotz des Umfangs der Chronik mitunter zu kurz. Auch wird die Epoche 1933 bis 1945 gern schamhaft knapp und recht allgemein abgehandelt, während spätere Generationen dagegen ein detailliertes Bild der Zeit nach dem Kriege vorfinden werden, der Zeit des demokratischen Wiederaufbaus, diesmal mit ausführlichen Namensnennungen der kommunalen Akteure.
Die Beteiligung kenntnisreicher Historiker, welche die vorgefundenen verdienstvoll zusammengetragenen Materialien kritisch sichten und kommentieren könnten, wird dann nicht zureichend genutzt.
So befassen sich mehr Bürger als früher mit ihrer Lokalgeschichte, ohne das im Rahmen unseres Geschichtsvereins zu tun, sondern in Arbeitsgruppen, die sich nach der Vollendung ihrer Arbeit wieder auflösen, zum Teil auch bestehen bleiben.
Kommunalpolitiker in den Parlamenten sind auch selten geneigt, sich einem Geschichtsverein anzuschließen oder sich gar dort zu engagieren. (Sie sind offenbar vollauf damit beschäftigt, Geschichte zu „gestalten“.)
Seit 15 Jahren steigt die Welle der Familien- und Ahnenforschung an, die zu häufigen

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