Gut zu wissen

 

Ein Katalog erschließt alchemische Handschriften der alten Landesbibliothek in Kassel

 

Im vor kurzem neugestalteten Vorsaal des Eulensaals in der Murhardschen Bibliothek in Kassel eröffnet eine Präsentation von alten Handschriften aus dem reichen Bestand der landgräflichen Bibliothek verbunden mit Laborgerätschaften und Mineralien einen ersten Blick auf einen bislang nur einem kleinen Kreis von Fachleuten bekannten und von diesen hochgeschätzten Bestand alchemischer Handschriften. Diese Handschriften stammen aus der alten Bibliothek der Kasseler Landgrafen und liegen jetzt in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel. Für diesen forschungs- wie auch landesgeschichtlich wichtigen Bestand liegt nun ein Katalog vor, der die Quartformate erschließt und vorstellt. Der Katalog wurde im Juli 2011 in einer Feier öffentlich präsentiert und damit die Bedeutung dieses historischen Handschriftenbestandes ausführlich gewürdigt. Der Katalog ist von Dr. Hartmut Broszinski in aufwendiger und akribischer Arbeit erstellt.
Der gesamte Bestand alchemischer Handschriften umfasst immerhin 164 Quart-, 34 Folio- und 61 Oktavbände, er führte aber über Jahrhunderte ein nur wenigen Kennern bekanntes Schattendasein. Dies gilt auch für jene Historiker und Bibliothekare, die sich in der Vergangenheit mit der Geschichte der landgräflichen Büchersammlung beschäftigt bzw. den Buchbestand erfasst hatten. Erst seit den 1960er Jahren wird der Bestand intensiver für die Erforschung wissenschaftsgeschichtlicher Entwicklungen der frühen Neuzeit herangezogen. Nun liegt mit dem Katalog ein erstes Instrument zur weitgehenden Erschließung vor. Die alchemischen Handschriften befassen sich mit Laborgeräten, Rezepten für chemische Versuche, Metallproben und Fragen zu Bergbau und zur Metallverhüttung. Dazu gesellen sich zahlreiche medizinische Inhalte, vor allem zu Paracelsus. Schließlich sind auch Texte zur Zauberei vertreten, die man heutzutage eher mit Alchemie in Verbindung bringt. Der Katalog stellt auf ca. 700 Seiten die Handschriften des Formats vor, beschreibt sie inhaltlich, identifiziert Schreiberhände und liefert einen Index.
Die Kasseler Sammlung verdient als größte Sammlung dieser Art im deutschsprachigen Raum höchste Beachtung. Dabei sind leider viele Unterlagen, die die Geschichte der Sammlung hätten vielleicht erläutern können, sowie zahlreiche Druckschriften beim Brand des Museum Fridericianum mit dem englischen Bombenangriff 1941 verlorengegangen. Dennoch ist der Handschriftenbestand der Manuscripta chemica erfreulicherweise gut über den Krieg gekommen. Die überwiegende Menge stammt – und dies zeichnet den Kasseler Bestand aus – vornehmlich aus der Zeit des Landgrafen Moritz. Die planvolle und kenntnisreiche Sammeltätigkeit des Landgrafen belegt dessen weitgespanntes, wissenschaftliches Interesse an der Alchemie. Dessen Alchemie ist – darauf verwiesen bei der Katalogvorstellung der Festredner Prof. Dr. Telle aus Freiburg und der Kasseler Fachmann Prof. Dr. Broszinski – eben nicht mit obskuren Versuchen der

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