Antragstellung zur Aufnahme des Bergparks Wilhelmshöhe mit seinen Wasserkünsten auf die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO

 

Im Frühjahr 2009 hat das Land Hessen eine international besetzte Expertentagung organisiert, um das Projekt und damit den Antrag auf Aufnahme des Bergparks in die Reihe der wichtigsten Kulturstätten der Erde zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Seither arbeitet das Team der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) und des Landesamts für Denkmalpflege kontinuierlich an der Umsetzung der von der UNESCO gestellten Vorgaben.
Die Gründe für die Antragsstellung sind eindeutig. Der Bergpark Wilhelmshöhe mit seinen beeindruckenden Wasserkünsten ist weltweit etwas Einzigartiges. Nirgendwo sonst hat ein Bauherr gewagt – geschweige denn ist es ihm gelungen – einen am steilen Hang gelegenen Park mit einer ähnlich aufwändigen Wasserarchitektur auszustatten. Fünf zentrale Stationen mit völlig unterschiedlichen „Bühnenbildern“ werden mit einer Wassermenge von 750.000 Litern regelmäßig „bespielt“: die barocken Kaskaden, der Steinhöfer Wasserfall, die Teufelsbrücke, das Aquädukt mit den Peneus-Kaskaden und schließlich der Fontänenteich mit der 50 Meter hohen Großen Fontäne – alles überragt von der riesigen Statue des Herkules, der vor 300 Jahren qualitätsvollsten aus Kupfer getriebenen Groß-Skulptur der Erde.
Ferner ist der Bergpark Wilhelmshöhe mit seinen Wasserkünsten das zentrale Repräsentationsprojekt mehrerer Generationen des Kasseler Fürstenhauses: Landgraf Carl hat den Bau der Wasserspiele zum Ende des 17.  Jahrhunderts begonnen, vollendet wurden sie aber erst rund 130 Jahre später unter Kurfürst Wilhelm II. mit dem Bau des Neuen Wasserfalls. So konnte ein Gesamtkunstwerk entstehen, in dem unterschiedliche Strömungen der Gartenarchitektur, der Kunstgeschichte und auch der Technikgeschichte ihren bis heute klar nachvollziehbaren Niederschlag gefunden haben.
Bedeutend ist auch die Tatsache, dass technische Innovation am Hofe der Kasseler Fürsten im Kontext der Wasserspiele Einfluss auf die Technikgeschichte der Welt hatten: Landgraf Carl holte den Ingenieur Denis Papin an seinen Hof, um eine Maschine zu entwickeln, die es möglich machen sollte, größere Mengen Wasser zu heben. Papin konstruierte eine dampfbetriebene Pumpe, deren Druck allerdings keine Rohre der Zeit standhielten. Auch wenn diese Maschine in Kassel nicht zum Einsatz kam, war sie doch der direkte Vorläufer der Dampfmaschine, die wenig später die Welt revolutionierte.
Die Notwendigkeit, für die Wasserspiele druckfeste Rohre zu bauen, führte in den landgräflichen Gießereien zu wegweisenden Fortschritten, ein Teil der 300 Jahre alten Rohrleitungen ist – im Gegensatz zu allen übrigen Parkanlagen jener Zeit - bis heute in Gebrauch.
Bis Ende September 2010 wurde der Antrag zur Aufnahme des Bergparks Wilhelmshöhe auf die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO ausformuliert. Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst hat den Antrag dann an das Sekretariat der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) weitergereicht und öffentlich vorgestellt. Nach der formalen Vorprüfung durch die KMK wird der Antrag über das Auswärtige Amt an das Welterbekomitee in Paris geleitet. Nach dem derzeitigen Stand der Abarbeitung der Vorschlagsliste (Tentativ-Liste) soll über den hessischen Antrag auf der UNESCO-Welterbekonferenz im Juli 2013 entschieden werden.

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