wichtigster Rezensent medizinischer Literatur für das führende deutsche Rezensionsorgan, die Göttinger Anzeigen von Gelehrten Sachen. Auf einer Studienreise durch Nordwestdeutschland, die Niederlande, England und Schottland knüpfte der junge Wissenschaftler wertvolle Kontakte zu den Koryphäen der Medizin, darunter der Arzt, Anatom und Naturforscher Petrus Camper (1722–1789). In London lernte er 1778 auch die Forsters kennen. Reinhold Forster (1729–1789) und sein Sohn Georg Forster (1754–1794) hatten Cook auf dessen zweiter Weltumsegelung 1772–1775 als Naturforscher begleitet und waren seitdem berühmt. Mit dem nur zwei Monate älteren, ebenfalls am Weiselunterlauf geborenen Georg Forster verband Soemmerring bald eine enge Freundschaft. Im April 1779 wieder in Göttingen, bedrängte ihn sein Vater nun endlich nach Thorn zu kommen, um dort als Stadtarzt später dessen Nachfolge anzutreten. Soemmerring aber wollte auf Akademien lehren, denn an Anatomielehrern fehlte es seiner Ansicht nach. Inzwischen war Forster von dem reformfreudigen Landgrafen Friedrich II. (1720–1785) als Professor für Naturkunde an das Collegium Carolinum in seine aufgeklärte Residenzstadt Kassel berufen worden. Nach dem Tode des landgräflichen Leibarztes Johann Jacob Huber (1707–1778), seit 1742 Anatom am Collegium Carolinum, setzte Forster sich für Soemmerring als dessen Nachfolger ein und gab ihm am 4. Mai 1779 brieflich Bewerbungstipps. Offenbar beherzigte Soemmerring umgehend die Ratschläge – mit seiner Ernennung zum ordentlichen Professor der Anatomie am 23. Mai 1779 begann nun dessen erster, überaus fruchtbarer Lebens- und Forschungsabschnitt auf hessischem Territorium. Er widmete sich in Kassel nicht nur der medizinischen Forschung und Lehre, sondern auch der Naturforschung, was mehrere Gründe hatte.
Forster hatte in seinem Brief an Soemmerring mit der Menagerie auf einen für Naturforscher wichtigen Standortvorteil Kassels hingewiesen. Wenn exotische Tiere verendeten, wurden sie, zum Wohle der Wissenschaft, für Sektionen genutzt. So hatte es im 18. Jahrhundert erst zwei wissenschaftlich zu nennende Elefantensektionen in England und den Niederlanden gegeben, als Soemmerring 1780 in Kassel mit seiner Sektion eines Asiatischen Elefanten für Aufsehen sorgte. Zwar verbrannte die Dermoplastik 1943 bei den Luftangriffen auf Kassel, das von Soemmerring präparierte Skelett,

 

Männlicher Fliegenschnäpper (Norfolkschnäpper) Petroica multicolor multicolor (Gmelin, 1789) aus der Südsee (Norfolk-Insel), den Georg Forster am 17. August 1779 in Kassel in das Stammbuch seines Freundes Soemmerring zeichnete (Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt am Main)

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