Die Löwenburg – Mythos und Geschichte
Parallel zur Errichtung von Schloss Wilhelmshöhe ordnete Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel (1743–1821) 1793 die Erbauung eines altertümlichen Burgturms nebst einigen Mauerzügen auf den Ausläufern des Habichtswaldes an. Was zunächst eine malerische Parkruine im Geschmack des englischen Landschaftsgartens neuen Typs zu werden versprach, entwickelte sich durch schrittweise Erweiterungen in den folgenden Jahren zu etwas bis dahin Einmaligem – einer ganzen „alten“ Ritterburg, erbaut im Zeitalter der Französischen Revolution. Die Löwenburg im Bergpark Wilhelmshöhe ist nicht nur ein Schlüsselbauwerk des Historismus und der Neugotik in Deutschland, sie repräsentiert auch ein facettenreiches kulturhistorisches Phänomen. An der Schwelle einer neuen Epoche inszeniert das exzentrische Fürstenschloss den Herrschaftsanspruch des sich gefährdet sehenden Ancien Régime durch die Berufung auf die jahrhundertlange Tradition des hessischen Landgrafengeschlechts. Gleichzeitig steht die pseudomittelalterliche, zum Teil als künstliche Ruine erbaute Burg für eine Ästhetik, die wir heute mit der romantischen Bewegung verbinden.
Am 22. Oktober 1943 wurde nach der Kasseler Altstadt auch die Löwenburg Opfer eines Bombenhagels. Aus der künstlichen Ruine wurde
Wilhelm Böttner (1752–1805), Wilhelm I. Kurfürst von Hessen, 1803, Leinwand, 67,3 x 51,5 cm (ovaler Spiegel), Löwenburg, Damenbau, LM 1962/50
Heinrich Christoph Jussow (1754–1825), Aktenschrank, 1792–1806, H. 232 cm, gr. Br. 108 cm, gr. T. 47,8 cm, MHK, Löwenburg, Herrenbau, SM 2.5.169
|
|
|
|