umfassender Weise darstellen sollte. Dazu ergänzte er die vorhandenen Bestände vor allem um die von ihm zusammengetragene, hochwertige Volkskundesammlung. Seine systematische Herangehensweise vollendete den Übergang von der fürstlichen Sammlung zum modernen Landesmuseum.
Die Forschungen zu seiner Entstehungsgeschichte sollen sowohl den architektonischen als auch den museologischen Überlegungen, die zu seiner Konzeption und Gestaltung geführt haben, nachgehen. Das von Boehlau formulierte Museumskonzept wurde von Fischer in die Sprache der Architektur übertragen. Die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Persönlichkeiten steht ebenso im Fokus wie die architektonischen und musealen Vorbilder, die für Fischer und Boehlau von Bedeutung waren, wie zum Beispiel das Schweizerische Landesmuseum in Zürich. Für eine Einordnung des Landesmuseums in den bauhistorischen Kontext ist es wichtig, die Architekturströmungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts und speziell die Entwicklungen im Museumsbau zu betrachten. Für die Verortung des Landesmuseums innerhalb des Schaffens von Theodor Fischer ist auch ein Vergleich mit seinem dritten Museumsgebäude in Wiesbaden angebracht, da der Entwurf hier anderen Prämissen folgen musste, wie auch die Auseinandersetzung mit dem Hauptgebäude der Universität Jena, das dem Landesmuseum wenige Jahre vorausging. Ebenso gilt es herauszuarbeiten, mit welchem Anspruch das Landesmuseum gegründet wurde, welche politischen und gesellschaftlichen, sich teilweise widerstrebenden Erwartungen und Interessen seitens der Stadt Kassel, des preußischen Staates sowie der verschiedenen Vereine und Interessensvertretungen mit dem Museumsneubau verbunden waren.
Zur frühen Geschichte des Hessischen Landesmuseums ist umfassendes Quellenmaterial überliefert. Sowohl im Staatsarchiv Marburg als auch im Archiv der MHK finden sich Schriftstücke aus der Planungs- und Bauzeit. Weitere Unterlagen liegen im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin und im Archäologischen Institut der Universität Göttingen. Eine bedeutende, wenn nicht sogar die wichtigste Quelle sind die beinahe 400 Skizzen und Planzeichnungen aus dem Münchener Büro von Theodor Fischer, die zum größten Teil im Architekturmuseum der TU München, zu einem kleineren Teil in der Graphischen Sammlung der MHK aufbewahrt werden. Die Ergebnisse der Forschungen werden als Ausstellung zum einhundertjährigen Bestehen des Hessischen Landesmuseums präsentiert und in einem Begleitband dokumentiert.
Micha Röhring / Astrid Schlegel, ­Museumslandschaft Hessen Kassel

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