und in der Erinnerung leben die Ereignisse in einer Art „Erklärungssage“ fort.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Hessen-Kassel schwer gebeutelt; Experten rechnen mit einer 20–30 %-igen Überlebensrate der Landbevölkerung. Die Notwendigkeit, das Land wieder zu „peuplieren“ – aber auch religiöse Gründe –, veranlassten Landgraf Karl, bereits in Frankreich für die Zuwanderung von Franzosen reformierten Glaubens werben zu lassen (ZHG Bd. 91, S. 49 ff.). Hofgeismar wurde zum Aussiedlungszentrum in der Region nördlich Kassel. Zum Glück für die Alteingesessenen und besonders auch die Zuwanderer wurde die erste hugenottische Brigade 1686 von Pfarrer David Clément (1645–1725) geführt. Clément war ein weitsichtig handelnder, um Konfliktlösungen z. B. auch unter den Franzosen bemühter Mann, der die Verteilung der Landpositionen vornahm und von Anfang an darauf setzte, dass Deutsche und Franzosen von den Kenntnissen und Fähigkeiten der jeweils anderen Gruppe Nutzen ziehen konnten. Clément war deutlich ein „früher Europäer“.
Heute besteht die Stadt aus acht Ortsteilen, vier davon sind hugenottische Gründungen, in drei weiteren wurden früh Franzosen ansässig; bereits 1710 war ein Zuwanderer Bürgermeister der Stadt. Um die Neustädter Kirche als erster Predigtkirche Cléments entstand – einmalig in der Welt – ein Ring von Fachwerkkirchen in den hugenottisch-waldensischen Dörfern.
Es darf als sicher gelten, dass sich Menschen in einer gesichts- und geschichtslosen Stadt weniger wohlfühlen, als in einem Ort, der neben Lebensqualität auch Möglichkeiten