Vor 175 Jahren, am 14. August 1838, wurde in Marburg der erste Kindergarten in Kurhessen eröffnet. Aus diesem Anlass werden in dem Vortrag Schlaglichter auf die Entwicklung der Kindergärten in Marburg geworfen, die in vielerlei Hinsicht typisch für die Entwicklung in unserer Region ist. Die wechselnde Bedeutung der Kindergärten für den Staat wie für die Bevölkerung wird dabei ebenso beleuchtet wie die Einflüsse der „großen Politik“ auf die Betreuung der „Kleinsten“ unserer Gesellschaft.
18.10.2012 Prof. Dr. Siegfried Becker (Marburg): Vorgesehen zur Umsiedlung. Die Erfassung hessischer Dörfer im Ostsiedlungsprojekt der Reicharbeitsgemeinschaft für Raumforschung 1936–1943 (gemeinsam mit dem Marburger Universitätsbund e. V.). Unmittelbar nach dem Einmarsch in Polen, mit dem das Deutsche Reich 1939 den Zweiten Weltkrieg eröffnete, wurde auch eine expansionistische und rassistische Geopolitik in konkrete Planungsmaßnahmen umgesetzt. Dieser gewaltige raumordnungspolitische Planungskomplex, vorbereitet und ideologisch legitimiert durch das nationalsozialistische Lebensraumkonzept, hatte schon kurz nach Gründung der „Reichsstelle für Raumordnung“ 1935 mit der demographischen Erfassung von Dörfern begonnen. Am Beispiel der in der RAG-Arbeitsstelle der Marburger Universität ausgewählten „Typengemeinden“ im Kreis Marburg soll das Ausmaß der vorgesehenen Umsiedlung von Familien in die eroberten Gebiete Osteuropas aufgezeigt werden, die zu Beginn des Jahres 1940 konkrete Vorbereitung erfuhr.
01.11.2012 Prof. Dr. Marion Maria Ruisinger (Ingolstadt): Wie eine Leichenpredigt den Stein ins Rollen bringt. Der Blasenstein des Pfarrers Johann Saubert (1592-1646) (gemeinsam mit der Forschungsstelle für Personalschriften an der Philipps-Universität Marburg). Leichenpredigten als Medien der Erinnerungskultur im europäischen Kontext stehen im Mittelpunkt des 5. Marburger Personalschriften-Symposions vom 1–3. November 2012. In dem öffentlichen Abendvortrag stellt die Direktorin des Deutschen Medizinhistorischen Museums in Ingolstadt ein besonderes Medium der Memoria dar: den Kupferstich eines außergewöhnlich großen Blasensteins, der sich in der Leichenpredigt auf den Nürnberger Stadtpfarrer Johann Saubert findet. Diese bildliche Erinnerung an die körperlichen Qualen, unter denen der Verstorbene zu Lebzeiten zu leiden hatte, steht am Anfang der Spurensuche, zu der die Referentin einlädt. Dabei werden weitere Quellen vorgestellt, die belegen, wie der Saubert‘sche Stein in gemalter, gestochener, geschriebener und modellierter Form durch Raum und Zeit wanderte und sich schließlich sogar in unserer Gegenwart finden lässt.
22.11.2012 Prof. Dr. Ursula Braasch-Schwersmann (Marburg): Marburg vor 700 Jahren – die Stadt im Mittelalter. In dem bebilderten Vortrag werden Blicke in Gassen, auf Plätze und vor die Tore der Stadt geworfen, um die Lebenswelt der Bewohner zu Beginn des 14. Jahrhunderts kennen zu lernen und etwas über ihren Alltag im Hauptort der Landgrafen von Hessen zu erfahren. Der Beitrag entstand im Kontext des Jubiläums zur Stadtrechtsverleihung am 17. Oktober 1311 und greift Themen zur Siedlungsgeschichte auf.
28.12.2012 Billroth Quintett (Kassel): Kammerkonzert zum Jahresende: Streichquintett C-Dur op. post. 163, D 956, von Franz Schubert – Trio op. 9 Nr. 3 von Ludwig van Beethoven. Schuberts einmalig schönes Streichquartett in C-Dur in vier Sätzen ist eines der poetischsten, rätselhaftesten und berührendsten Kammermusikwerke überhaupt. Es hat die ungewöhnliche Besetzung von zwei Violinen,