Aus Stadt und Land 55
fortbestehe. Ersatzweise tagt einmalig am
21. August 1915 dringender Geschäfte wegen
der Verwaltungsausschuss im Gasthof
Schlüter zu Bebra. Sonst entscheidet der
Hauptvorstand alleinverantwortlich, wobei
ein einen Zweigverein betreffender Beschluss
durch einen vorherigen Briefwechsel
vorbereitet wird.
Der VHG hat am 1. September 1914 bei 13
Ehrenmitgliedern 1927 Mitglieder. Während
des 1. Weltkrieges ist der Mitgliederzugang
nachvollziehbar geringer. Die Mitgliedschaft
ist auch damals bereits im Durchschnitt um
50 Jahre und älter. Der VHG hat am 1. März
1919 bei 8 Ehrenmitgliedern 1696 Mitglieder.
Der Mitgliederschwund von 231 Mitgliedern
bei 44 Kriegstoten 1914-1919 ist daher
nicht sehr beachtlich. Mit ein Grund dafür
ist, in den Weltkriegsjahren konnte jedes
Jahr ein Band „Zeitschrift“ (ZHG) und ein
Heft „Mitteilungen“ (MHG) erscheinen. An
Geld mangelte es dem Verein in diesen Jahren
jedenfalls nicht. Hauptursache dafür ist,
die Kosten für die Jahresversammlung und
die Sitzungen des Verwaltungsausschuss
sind entfallen. 1914/15 und 1916/17 zeichnet
der VHG je 2000 Mark Kriegsanleihe.
Viele Mitglieder konnten ihre Tätigkeiten
im VHG einmal wegen Eintritt in das Heer
oder zum anderen durch die infolge des
Kriegszustandes an sie herantretenden beruflichen
und anderen Pflichten nur noch
wenig oder überhaupt nicht wahrnehmen. In
Konsequenz führte das zum Einfrieren bisher
üblicher Aktivitäten, insbesondere der Vortragsveranstaltungen.
Auch in den Zweigvereinen
werden die Vorstandswahlen fast
bis zum Kriegsende ausgesetzt. In den MHG
berichten über eine gewisse Vereinstätigkeit
nur noch die Zweigvereine Kassel, Eschwege,
Marburg und Hanau wie die Ortsgruppe
Hünfeld. Treffen mögen in allen Zweigvereinen,
bedingt auch in der Mehrzahl der Ortsgruppen
vorgekommen sein. Der Zweigverein
Kassel trifft sich seit dem 5. Oktober
1914 fast jeden Monat nur noch einmal zu
einem Geschichtswissenschaftlichen Unterhaltungs-
(Herren-) Abend. Aus Kohlenmangel
werden dieselben jedoch in den
Wintern 1915/16 bis 1917/18 immer wieder
abgesagt. 1915 und 1916 werden meist
im Juni bzw. September je zwei Exkursionen
durchgeführt. Der Zweigverein Marburg
hat seine erste Abendsitzung überhaupt erst
seit Kriegsbeginn am 12. März 1915. Seitdem
trifft sich der Zweigverein Marburg zweimal
im Jahr. Seit 1916 bietet auch dieser Zweigverein
im Sommer wieder Exkursionen in
die engere Umgebung an. Bemerkenswert ist,
der Zweigverein Marburg führt von 1915 bis
1917 zunächst auf Kosten des Kgl. Museums
Kassel, dann des Gesamtvereins und Zweigvereins
unter Leitung des Hanauer Limesforschers
Professor Dr. h. c. Georg Wolff, jetzt
Frankfurt/Main, 70 Jahre alt, Ausgrabungen
am Frauenberg und im Ebsdorfer Grund
aus, die zu wertvollen Ergebnissen führten.
Wichtig ist, die Zweigvereine Eschwege und
Marburg dürfen die in ihrer Region eingesammelten
Metallgegenstände auf wertvolle
Altertümer durchsehen. Dabei kommt es zu
Ergänzungen der dortigen Altertümersammlungen
des VHG.
Mit Kriegsende normalisiert sich im Gesamtverein
und den Zweigvereinen die Vereinsarbeit
schnell. Sie wird im Jahresbericht
1919/20 sogar als rege bezeichnet. Einige
Ortsgruppen haben leider während des Weltkrieges
ihre Betätigung dauerhaft eingestellt,
meist deshalb, weil der beauftragte Leiter
starb, sich ein Nachfolger jedoch nicht fand.
Hans-Jürgen Kahlfuß, Baunatal
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