58 Aus Stadt und Land
Archivpflege gegenüber den Adelsarchiven
und Kommunen wurde wieder aktiv betrieben,
auch lehrten bald wieder drei bis vier
wissenschaftliche Archivare an den Universitäten
Marburg und Gießen.
Stilbildend für die weitere Entwicklung
war jedoch insbesondere die Gründung der
Archivschule Marburg im Jahr 1949. Anders
als das renommierte Berliner Institut für Archivwissenschaft
sollte Marburg außer wissenschaftlichen
Archivaren auch solche des
gehobenen Dienstes ausbilden – für alle Bundesländer
außer Bayern, bald auch für den
Bund. Für den Standort Marburg sprachen
die hohe Qualität und die Reichhaltigkeit der
Archivbestände, die Mittellage in der BRD sowie
die Nähe zur Marburger Philipps-Universität
und damit zur Geschichtswissenschaft.
Zusammen mit der Archivschule stand das
Staatsarchiv nun deutschlandweit wie international
im Rampenlicht. Da zunächst
jedoch kein zusätzliches Personal eingestellt
wurde, bedeutete der Betrieb für die wissenschaftlichen
Kräfte nicht nur eine intellektuelle
Herausforderung, sondern auch eine
enorme zusätzliche Arbeitsbelastung. In den
1970er Jahren endlich gelang es, nach und
nach feste Dozenten- und Verwaltungsstellen
für den Archivbetrieb einzurichten, und
so entstand in den 1980er Jahren ein eigenständiger
Betrieb mit vier eigenen Dozentenstellen,
der Anfang der 1990er Jahre in unmittelbarer
Nachbarschaft des Archivs ein
eigenes Gebäudes bezog und sich 1994 institutionell
verselbständigte.
Die Ausgründung der Archivschule stellt
sich im Nachhinein als konsequent dar, denn
nun konnte sich das Archiv wieder stärker
seinen stetig wachsenden Kernaufgaben
zuwenden. Archivgutübernahmen wie
Erschließungsarbeiten rückten wieder stärker
in den Fokus, und auch die sogenannte
Der Innenhof des Hessischen Staatsarchivs 1938. Foto: STAM
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