Der Leitaufsatz zum Umschlagbild 3
die laute Geschäftigkeit der Straßen brachten
Unruhe mit sich, die dem auf Zurückgezogenheit
bedachten zisterziensischen Leben
zuwider lief.
Die Zisterzienser verlegten ihre Klöster stets
in weltabgeschiedene Täler, in denen es ausreichend
Wasser für die Eigenwirtschaftsführung
gab. Hier ließen sich die erforderlichen
Teiche und Mühlen anlegen. Die auf
einer Anhöhe gelegene Aulesburg im Quellgebiet
der Bäche war für die Mönche darum
ungünstig. Nicht selten kam es bei frühen
zisterziensischen Gründungen zur Verlegung
von Klöstern. Für Graf Poppo stand jedoch
die Aulesburg als endgültiger Klosterstandort
von Anfang an außer Frage.
II
Da sich der Stifter mit den aus Kamp entsandten
Zisterzienserkonventen nicht einigen
konnte, blieb die Klostergründung erfolglos.
Der Ort Aulesburg lag wüst, die Burg
verfiel. Vermutlich wäre es das Ende für eine
klösterliche Niederlassung gewesen, wenn
sich nicht der Enkel des Grafen Poppo, Graf
Heinrich III. von Ziegenhain, gemeinsam mit
den Edlen Gottfried von Hatzfeld, Reinold
von Keseberg und Heinrich von Altershausen,
um 1187 im Büßergewand zum Generalkapitel
nach Cîteaux
begeben hätte. Dort
übergab Graf Heinrich den Berg Aulesburg
frei von allen Abgaben und unter gleichzeitigem
Verzicht auf alle Eigentums- und Vogteirechte
dem Orden. Auf Beschluss des Generalkapitels
übernahm jedoch 1188 nicht ein
aus Kamp entsandter Konvent, sondern das
bergische Zisterzienserkloster Altenberg bei
Köln den Ort und sandte Brüder dorthin. Der
erste Abt des nunmehr Altenberger Tochterklosters
hieß Gottschalk. Die Bindung an die
großelterliche Stiftung festigte Graf Heinrich
nicht zuletzt dadurch, dass er selber gemeinsam
mit weiteren ziegenhainischen Adligen
als Konverse in das Kloster eintrat.
Wahrscheinlich wurde in Cîteaux mit Graf
Heinrich nicht allein über die Vogtfreiheit der
Klostergründung verhandelt, sondern bereits
über die Verlegung aus dem Gebirge an einen
für eine Zisterzienserniederlassung geeigneteren
Ort. Fest steht, dass Abt Gottschalk den
Ankauf des Dorfes Haina (Hegenehe) mit Graf
Heinrich von Ziegenhain für 80 Mark vereinbarte.
Graf Heinrich widerrief diese Übereinkunft
jedoch aus unbekannten Gründen
wieder. Offensichtlich war er letztlich ebenso
wenig bereit wie sein Großvater, auf alle
Rechte an seiner Gründung zu verzichten.
Damit stellte er sich in den Gegensatz zum
Konvent. Die Mönche hatten sich auch jetzt
wieder, wie es schon für die Urkunde Erzbischof
Heinrichs von angeblich 1144 galt, in
den Mainzer Schutz begeben. Dort fanden sie
wiederum die erwünschte Unterstützung. Das
belegt eine Urkunde von 1196, in der Erzbischof
Konrad von Mainz seine Ministerialen
auffordert, den Eifer des Klosters Aulesburg
durch reichliche Güterübertragungen zu unterstützen.
Erst unter Gottschalks Nachfolger Abt „R.“
wurde 1201 das Dorf Haina nach langen Auseinandersetzungen
als Standort für das Kloster
erworben. Begründet wurde der Ankauf
mit der von dem Dorf ausgehenden Gefahr für
die Klosterdisziplin. So wurden der zisterziensischen
Forderung nach Herrschaftsfreiheit
entsprechend die bisherigen Bewohner und
Inhaber von Besitzungen des Ortes, ziegenhainische
Ministeriale und Bauern, entweder
mit Geld abgefunden oder umgesiedelt. Damit
hätten eigentlich alle Hindernisse für einen
raschen Ausbau des neuen Standortes beseitigt
sein müssen. Die Auseinandersetzungen
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